Das Märchen vom Reiskorn und dem
Schachbrett
Im alten Persien
erzählten sich die Menschen einst dieses Märchen: Es war einmal ein kluger
Höfling, der seinem König ein kostbares Schachbrett schenkte. Der König war über
den Zeitvertreib sehr dankbar, weil er sich mit seinen Ministern bei Hofe oft
ein wenig langweilte. So sprach er zu seinem Höfling: "Sage mir, wie ich
dich zum Dank für dieses wunderschöne Geschenk belohnen kann. Ich werde dir
jeden Wunsch erfüllen." Nachdenklich rieb der Höfling seine Nase. Nachdem
er eine Weile nachgedacht hatte, sagte er: "Nichts weiter will ich, edler
Gebieter, als daß Ihr das Schachbrett mit Reis auffüllen möget. Legt ein
Reiskorn auf das erste Feld, und dann auf jedes weitere Feld stets die doppelte
Anzahl an Körnern. Also zwei Reiskörner auf das zweite Feld, vier Reiskörner
auf das dritte, acht auf das vierte und so fort." Der König war erstaunt.
"Es ehrt dich, lieber Höfling, daß du einen so bescheidenen Wunsch äußerst",
sprach er. "Er möge dir auf der Stelle erfüllt werden." Der Höfling
lächelte, eine Spur zu breit vielleicht, und verneigte sich tief vor seinem
Herrscher.
Sofort traten
Diener mit einem Sack Reis herbei und schickten sich an, die Felder auf dem
Schachbrett nach den Wünschen des Höflings zu füllen. Bald stellten sie fest,
daß ein Sack Reis gar nicht ausreichen würde, und ließen noch mehr Säcke aus
dem Getreidespeicher holen.
64 Felder hatte
das Schachspiel. Schon das zehnte Feld mußte für den Höfling mit 512 Körnern
gefüllt werden. Beim 21. Feld waren es schon über eine Million Körner. Und beim
64. Feld stellten die Diener fest, daß es im ganzen Reich des Königs nicht
genug Reiskörner gab, um es aufzufüllen. Mit seinem Wunsch wurde der Höfling
zum reichsten Mann im ganzen Land, und der König wünschte, er hätte ihm nie
etwas geschuldet.